Den Schalter im Kopf umlegen
Hypnotiseur Stefan Wetzlar arbeitet bei Klienten im Unterbewusstsein und bietet Hilfe in vielen Bereichen
BOPPARD. -tih- Stefan Wetzlar ist Hypnotiseur und Coach. In seinem Portfolio bietet er unter anderem Hilfen zum „Wunschgewicht erlangen“, „Nichtraucher werden“, „Stress und Blockaden vor Prüfungen bekämpfen/lösen“ sowie „Leistungssteigerung im Sport“ an. Aber wie funktioniert so etwas? AM WOCHENENDE besuchte den 42-Jährigen in seiner „Praxis“ in Boppard- Oppenhausen.
„Hole tief Luft, sitze entspannt. Deine Augen werden schwer, immer schwerer. Folge meiner Fingerspitze mit deinen Augen. Entspanne dich tiefer und tiefer.“ Stefan Wetzlar sitzt unmittelbar neben seinem „Klienten“ Paul und versetzt ihn in Hypnose. Er kann weiterhin alle Geräusche im Raum wahrnehmen. Seine Finger zucken nach 20 Sekunden etwas, was der Experte sofort deutet: Paul befindet sich nun in Hypnose.
Bei Paul und anderen Klienten arbeitet Wetzlar im Unterbewusstsein. Es gehe darum, Blockaden zu lösen, um Phobien zu bekämpfen und Ängste zu nehmen. Ein Mentaltrainer zum Beispiel dagegen arbeitet im Bewusstsein seiner Klienten. „Bewegen wir uns laut einer Studie aus der Neurowissenschaft auf einer elf Kilometer langen Strecke, so spielen sich davon gerade einmal 15 Millimeter im Bewusstsein ab – der Rest wird vom Unterbewusstsein gesteuert“, sagt Wetzlar und verweist damit auf die enormen Möglichkeiten, Probleme im Unterbewusstsein zu bekämpfen.
Durchschnittlich dauert eine Sitzung beim Bopparder etwa 90 Minuten. Davon ist eine halbe Stunde gerade einmal die eigentlich Hypnose – vorher und danach finden „normale“ Gespräche statt. Einigen Klienten konnte er bereits nach einer Sitzung helfen, anderen nach drei bis vier. Stolz berichtet Wetzlar von einer nahezu 100-prozentigen Erfolgsquote.
Möglich sind Einzel- und Gruppenhypnosen
Der 42-Jährige betreut etwa drei Klienten am Tag. Die meisten kommen zu ihm nach Oppenhausen. Er hat aber auch eine „Praxis“ in Salzburg. Neben Einzelklienten betreut er auch Gruppen aus Firmen und Sportmannschaften. „Angestellte von Firmen sitzen dazu auf Stühlen, eine Mannschaft in der Sporthalle auf dem Boden. Die Hypnose klappt immer“, sagt der Hypnotiseur. Bei der ersten Sitzung dauere es zwar manchmal etwas länger, bis der Trance-Zustand erreicht sei. Bei Klienten, die mehrmals seine Dienste in Anspruch nehmen, sehe er die „müden Augen“ oft bereits beim Händeschütteln. Der Körper gewöhne sich demnach offenbar an die „Trance“.
Wetzlar arbeitet zudem mit Leistungsturnern zusammen, bei denen er die Hypnose auch direkt vor dem Wettkampf in der Sporthalle anwendet. „Die Sportler haben sich auch Dank der Zusammenarbeit mit mir um 25 Prozent in ihren Leistungen gesteigert. Gern zitiere ich auch diese wissenschaftliche Erkenntnis: Eine Hypnose-Sitzung ist so wertvoll wie 10 000 Trainingsstunden“, so der Vater von drei Jungen, die zwei, elf und 14 Jahre alt sind.
Wetzlar arbeitet seit drei Jahren als Hypnotiseur und Coach. Zuvor war er 15 Jahre lang in der Finanzbranche tätig gewesen und verfügte über einen Stamm von 500 Kunden. Im Rahmen einer Coaching-Ausbildung im Kloster Würzburg, die anderthalb Jahre andauerte, bemerkte der Bopparder schließlich, dass er eine berufliche Veränderung gebraucht habe. Wetzlar: „Ich war im falschen Film.“ An einem Schnupperwochenende nahm er später an einem Hypnose-Seminar teil. 17 Teilnehmer versuchten sich gegenseitig zu hypnotisieren – bei Wetzlar klappte es am besten. Die Idee zum neuen Job war geboren. Es folgte eine Therapeuten-Ausbildung. „Ich machte keine Werbung, aber das Geschäft explodierte dennoch. Heute kommen Klienten aus vielen Bundesländern zu mir“, sagt der 42-Jährige, für den es rückblickend die absolut richtige Entscheidung war, sich beruflich zu verändern. „Ich hatte heftige Einschläge und Glück gehabt. Aber nur derjenige kann Höhen genießen, der auch Täler durchschritten hat.“
Heute freue Wetzlar sich über zufriedene Klienten. „Wenn sie mir berichten, dass sie wieder lachen können, besser schlafen, durchatmen können – halt wieder ein Leben haben, dann ist das doch eine unheimliche Bestätigung meiner Arbeit“, sagt der Hynotiseur.
Berufliche Veränderung vor drei Jahren
Für Paul hingegen neigt sich die aktuelle Sitzung dem Ende entgegen. Wetzlar sagt ihm: „Du gehst heute fit durch den Tag. Du stehst auf einer grünen Wiese, siehst Gänseblümchen und blühende Bäume. Die Sonne scheint, der Himmel ist blau. Es ist angenehm warm. Es wird ein toller Tag für dich, an dem du viel Spaß haben wirst. Ich zähle jetzt von eins bis fünf – bei fünf öffnest du deine Augen und bist total frisch.“ In der Tat ist Paul bei „fünf“ wieder wach und schnell wieder im richtigen Leben. Ob diese Ratschläge im Unterbewusstsein erfolgreich waren, ist zwar nicht überliefert – vom Wetter her war dieser Tag in der Tat aber sonnig und warm.
Weitere Infos unter stefanwetzlar.de
Rhein-Hunsrück R vom Samstag, 11. August 2018, Seite 3 (4 Views)